Vierfacher Schriftsinn in der Lectio divina

Die Lectio Divina ist eine traditionelle Benediktinische Praxis der Bibellektüre mit dem Ziel der göttlichen Begegnung. Um die volle Bedeutung und Botschaft der Heiligen Schriften zu erfassen, wird ein vierfacher Schriftsinn – wörtlich, allegorisch, moralisch und anagogisch verstanden.

Der wörtliche Sinn ist der erste und grundlegendste, der direkt aus dem Text hergeleitet wird. Er erfordert ein klares Verständnis für den Kontext, die Sprache und Kultur, in der der Text produziert wurde. Es ist der direkte und offensichtliche Sinn, der in der erzählten Geschichte existiert.

Der allegorische Sinn hingegen, spricht die symbolische Bedeutung der Texte an und betrachtet sie als Allegorie für andere spirituelle oder mystische Konzepte. Hier ist die Herausforderung, über das Offensichtliche hinauszublicken und zu verstehen, was die Autoren auf tieferer Ebene zu kommunizieren versuchen.

Argumentiert aus der moralischen Perspektive, fokussiert sich der dritte Sinn auf die ethischen und moralischen Lehren, die wir aus dem Text ziehen können. Er betrachtet den Text als Leitfaden für richtiges Verhalten und ethisches Handeln. In der Lectio Divina ist dieser Aspekt besonders wichtig, da sie nach einem Wachstum in der Tugend und Heiligkeit strebt.

Schließlich wird der anagogische Sinn in Blick auf die zukünftige Realität, unser endgültiges Ziel, auf die himmlische Stadt oder das Reich Gottes interpretiert. Dieser Aspekt lädt uns ein, die Schrift in Bezug auf unsere ultimative Bestimmung und Hoffnung zu betrachten.

Insgesamt bietet der vierfache Schriftsinn in der Lectio Divina ein umfassendes Verständnis der Bibel, das die Worte auf der Seite weit übersteigt. Es lenkt uns darauf, tiefer zu graben, um das Wort Gottes in all seinen Facetten zu erkennen und zu vertiefen, nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch in seinen spirituellen Tiefen.

Eselsbrücken

Littera gesta docet,
quid credas allegoria,
moralis quid agas,
quo tendas anagogia.

Der Buchstabe lehrt die Ereignisse,
was du zu glauben hast, die Allegorie,
die Moral, was du zu tun hast,
wohin du streben sollst, die Anagogie.